Zwischen Tian Shan und Issyk Kul

 

(10. November)

Ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch ging es heute weiter. Unser Weg führte uns nach Süden an die kirgisische Grenze. Alles verlief ohne Probleme, interessant war, dass unser Auto bei der Einreise nicht registriert wurde. Von der Grenze ist es nur eine kurze Strecke in die kirgisische Hauptstadt Bishkek. Auf dem Weg wurden wir von der Seite angehupt und eine Polizeikelle wies uns an, an den Straßenrand zu fahren. Dieses Prozedere hatten wir mittlerweile schon an die 15 mal erlebt, aber diese Polizisten kamen uns seltsam vor, da sie keine Uniform trugen und nicht im Polizeiauto unterwegs waren. Wir haben im Internet vorher schon von Kriminellen gelesen, die sich als Polizisten ausgeben und versuchen, an ein Dokument zu gelangen, um Geld zu erpressen. Noch nicht ganz stehend haben wir uns zum weiterfahren entschlossen, die „Polizisten“ haben sofort umgedreht und sich ein neues Opfer gesucht. In Bishkek haben wir nach einigem Suchen das „Futuro“ Hotel gefunden und sind von dort in ein einheimisches, großes Restaurant namens „Faiza“ gefahren. Bei einem Bortsch sind wir ein wenig in das kirgisische Leben eingetaucht.

After an extensive luxury breakfast, we continued our journey towards Kyrgyzstan today. The navigation showed a significant detour for our route, so we expected bad roads and extended travel time. But to our surprise, there was no detour, the road was pretty good and even the immigration to our 13th country was without complications. The capital Bishkek is just 20 km from the border. There we were stopped by a police, but when we looked in the mirror, only one was dressed somewhat like a policeman while the other was in a sweater and also their car was just a regular car. So we drove away. In the mirror we saw then, that they did not follow us but did a u-turn and were looking after their next victim. Fortunately we had info from the internet about fake policemen, who just wanted to get hold of documents to press money out of you in return. After a bit of searching, we found our hotel „Futuro“ and then went to the local restaurant „Faiza“ where we had a vegetarian Borsch and started to dive in the Kyrgyzstan life.   

                

(11. November)

Zuerst sind wir heute zum „Iron House Nomad“ gefahren, einer kleinen Firma, die von einem Amerikaner geleitet wird. Sie bietet Touren, Mietwagen und weitere Dinge an und wir haben aus vielen Blogs erfahren, dass sie einem helfen können, sein Auto zu verkaufen. Das Auto verkaufen und mit dem Zug oder Flugzeug weiter reisen, ist einer unserer Pläne. Der Besitzer war nicht da, aber eine sehr nette junge Dame hat uns weiter geholfen. Sie hat uns erzählt, dass der Markt seit Anfang des Jahres schlecht geworden ist, als Kirgisistan in eine Zollunion (Eurasian Economic Commission (EEC)) mit Russland und weiteren Staaten eingetreten ist. Nun ist der Zoll für Importautos sehr hoch, der sich aus dem Alter und dem Hubraum des Fahrzeuges ergibt. Sie hat uns außerdem vom Ala-Archa Nationalpark im Tian Shan Gebirge erzählt, der sich nicht weit von Bishkek befindet. Um den angebrochenen Tag noch zu nutzen, haben wir uns sofort auf den Weg gemacht. Das Tor zum Nationalpark haben wir um etwa 15:00 erreicht, aber der Weg zum Parkplatz ist von dort immer noch 10km lang. Nach und nach ist er immer verschneiter und eisiger geworden, bis wir nicht mehr weiter gekommen sind. Bald kam hinter uns ein anderes Auto mit dem selben Problem. Nachdem wir ihnen geholfen haben, ihr Auto den Hang hoch zu schieben, boten sie uns an, unser Auto abzustellen und den Rest des Weges mit ihnen zu fahren. Die Fahrt war sehr lustig, am Parkplatz trennten wir uns von ihnen. 

First thing today we went to „iron horse nomad“ as they should be supportive about selling cars in Kyrgyzstan and what to do here. Selling our car and continue by train or plain is one of our backup options. The owner of „IHN“ was not there, but the nice lady in the office told us that the car market became very bad this year as the import taxes increased dramatically since Kyrgyzstan joined the Russia led Eurasian Economic Commission (EEC) in January. She also told us about the Ala-Archa national park in the Tian Shan mountains, but still close to Bishkek. So we immediately decided to go there. We passed the park gate at about 3 pm. The road to the parking was still almost 10 km and so steep and icy, that our car started just to slip off the road at about half the way. After a while another car with 3 locals came and had the same problem. So we decided to leave our car where it was and together push and drive the other car up to the parking, which we did with a lot of fun.  

    

Wir nahmen den Wanderweg zu einem Wasserfall. Nach einem kurzen Pfad durch den Wald wird der Weg steiler, sodass man bald oberhalb der meisten Bäume, in vollkommener Stille von beeindruckenden Gipfeln des Himalaya umgeben ist. Es wurde immer kälter und die Vegetation immer kahler, bis man nur noch über Steine und Gras wanderte. Erschöpft sahen wir dann den eingefrorenen Wasserfall, gingen noch eine Weile weiter, bis zu einem Plateau, von dem wir das Gebirge gut überblicken konnten. Es war atemberaubend, vor allem weil wir nicht dachten, dass wir ohne weiteres in ein paar Stunden ins Himalaya Gebirge gelangen würden. Dann entschlossen wir uns dazu, den Rückweg anzutreten und erreichten den Parkplatz perfekt zur Dunkelheit. Nun hatten wir noch einige Kilometer zum Auto vor uns, bevor wir in die Stadt zurück fuhren und das „Prego“ Restaurant fanden. Das Essen war wirklich lecker und auch der Service war ausgezeichnet. Ein perfektes Ende für diesen tollen Tag!

Now we had only 3-4 hours left until it was dark and the way to the waterfall we wanted to take was announced with about 3 hours, but we decided to take it and go as fare as we will come. On the steep way up, the snow slowly disappeared together with the vegetation and we climbed just over stone and grass. As it was late, we had to turn back before we reached the waterfall, but we could see it and the gorge up to the summit. The majesty of these mountains, the silence and beauty was just overwhelming. Even more as we didn’t even think, we could make it into the Himalaya within less then a day. It was dark already when we reached the parking and still had to go about 3 km to our car. Exhausted but happy we drove back to Bishkek, where we occasionally found the Italian restaurant „Prego“ with excellent food and service. A perfect end for this perfect day! 

                       

(12. November)

Heute haben wir den Osh Basar im Westen der Stadt besucht. Man läuft in kleinen Gassen und Wegen durch die einzelnen Stände. Die meisten dieser Stände befinden sich in Wellblechhütten, die einem gemeinsam wie ein riesiger Stadtteil vorkommen. Man läuft lange durch die kleinen Gassen, bis zum Rand mit Haushaltsartikeln, Kleidern, Baumaterialien und allen möglichen anderen Artikeln vollgestopft, bis man am anderen Ende an eine Straße gelangt. Wenn man sie überquert, kann man am anderen Ende wieder in den scheinbar endlosen Basar eintauchen. Neben den Ständen gibt es auch unzähliche weitere Verkäufer, die ihre Ware auf Karren oder einfach am Boden anbieten. Zentral befindet sich dann ein großes Tor, durch welches man in einen Lebensmittelbasar gelangt. Viele verschiedene Früchte, Nüsse und Süßigkeiten geben mit schön aufgehäuften Bergen von Gewürzen ein wunderbar buntes Bild ab. 

 After some additional investigations and cleaning of our car, we went to the „Osh“ bazar today, which is almost a city in its own with huge areas of tin huts for each kind of offerings, household, construction material, electronics, clothing, textile … simply everything. You you can walk for days thru the small walkways between the booth’s like in a labyrinth. Also outside on the streets merchants sell cheap stuff from carriages or simply on the floor. After a while we went thru a gate into the food bazar, which we liked most as it was so colorful with all the flowers, fruits, nuts and vegetables and the unbelievable variation of spices did smell so good. Here you can find whole-sellers, selling tens of variations of rice, grain or flour in 50 kg bags and also retailers, where you can get even the smallest amounts. The good thing for us was, that we even didn’t see the meat and fish market.    

                                   

   
(13. November)

Da wir uns vorgenommen haben, den Auto Basar in Bishkek zu besuchen, an welchem an Wochenenden tausende Autos den Besitzer wechseln, hatten wir den heutigen Tag nichts vor und wollten uns die Zeit vertreiben. Wir fuhren 70 km nach Osten zum Burana-Turm, einem Minarett aus dem 11. Jahrhundert. Der Turm liegt wunderschön, einige Kilometer von den Bergen entfernt, im kirgisischen Chui-Tal. Ausgerechnet heute war der Himmel blau und so konnten wir nach einigen Stufen durch das Innere des Turmes das weite Land überblicken. Die einzigen anderen Leute waren Teil einer Hochzeitsgesellschaft. Sie hatten sich alle in Schale geworfen und waren gut gelaunt. Wir machten einige Fotos mit ihnen und blieben noch ein bisschen länger, um das kleine Museum und eine Jurte neben dem Turm zu besuchen. 

Meanwhile we had decided to go to the car market on the weekend, where thousands of cars are supposed to change owners on a weekend. So we could use the good weather today to go to the „Burana“ tower some 70 km east of Bishkek. It’s the remains of a minaret from the 10th century, beautiful located and good restored. There is also a museum in a yurt and ancient graves around. Beside us, there was only a wedding party who came all the way from lake Issik Kul with a New York style stretch limo. They did all wear their best dresses and the bride a fantastic white bridal gown. They had the key for the tower, so we even could climb up the stairs to the top of the tower with a fantastic view. Both, they and us enjoyed very much meeting each other!  

                   

Wir entschieden uns für einen anderen Rückweg und fuhren am Fuss der Berge beim Sonnenuntergang nach Bishkek zurück. Als wir die Stadt erreichten, begann es stark zu regnen und der Verkehr kam schnell zum Erliegen.

On the way back we took a route, along the mountains and drove back to Bishkek in the sunset. Short before we reached the city we came in a heavy rain with no sight and collapsing traffic.   

                   


(14. November)

Wie im Artikel „Selling our car in Kyrgyzstan“ beschrieben, waren wir heute auf dem Azamat Automarkt, um unseren treuen, grünen Begleiter zu verkaufen und haben Saadat danach zum Essen eingeladen. Am Abend haben wir auf den Rat eines Mitarbeiters im Hotel Karten für ein „Gorod 312“ Konzert gekauft und ihm gleich zwei Karten mitgebracht. Das Konzert fand im Club „Promzona“ statt, welcher in einer alten Industriegegend gelegen ist. Man sagte uns, dass er vor einigen Jahren zum besten Club Zentralasiens gewählt worden war und er war wirklich cool, aber auch sehr voll. Die Band stammt aus Bishkek und ist im russischsprachigen Raum sehr bekannt. Das Konzert war gut, auch die Nachband spielte gute Musik und so hatten wir Spass bis in die frühen Morgenstunden.

As you could read in our article „Selling our car in Kyrgyzstan„, we went to the Azamat car market today to look for a new career for our good BMW. Then we went for an early dinner with Saadat. Back in the hotel, we looked for events together with the receptionist and found him excited about a „Gorod 312“ concert in the club „Promzona“ today. So we immediately took a taxi to secure tickets for us and him and his wife. He told us that the „Promoza“, which is located a bit outside in an industrial area, was recently chosen as the best club in central Asia. The band „Gorod 312“ is famous all over Russia and beyond and they are giving concerts in Bishkek from time to time as the band members are all from here. He didn’t promise too much, the Promzone is a great club and the concert was great. After midnight a second band came on stage which was also really good and we had a great time until early in the morning.  

(15. November)

Eigentlich wollten wir heute früh aufstehen, um zum Issyk Kul zu fahren, dem zweitgrößten Gebirgssee der Welt. Aber wir brauchten bis zum Nachmittag, um zum Busbahnhof zu kommen. Jetzt merkten wir, wie komfortabel es mit unserem grünen Freund war, nicht zuletzt, weil man nicht mehr einfach an wunderschönen Stellen auf dem Weg anhalten kann, um Fotos zu machen. Als wir Cholpon Ata am Nordufer des Issyk Kul erreichten, war es bereits dunkel. Wir fühlten uns, als wären wir 30 Jahre früher in der Sovietunion gelandet. Das Hotel, das wir uns aussuchten, wurde als Resort des kirgisischen Staates beschrieben, welches auch heute noch politische Führer empfängt. Hingefahren wurden wir übrigens von einem Polizisten, der eine kurze Pause in seiner Berufung einlegte, um sich als Taxifahrer etwas dazu zu verdienen. Wir warteten an der Schranke, bis der Wachsoldat uns durchließ und ein anderer mit uns durch die riesige Anlage lief und uns zu unserem Zimmer brachte. Wie sich herausstellte, war das Resort ein altes Sanatorium aus Soviet-Zeiten und scheinbar seitdem nicht verändert worden. Das Restaurant hatte geschlossen und im Dorf fanden wir auch keines, also kauften wir Müsli und Pringles im Supermarkt. Beim Essen in unserem Zimmer bekamen wir einen guten Eindruck vom Leben in der Sovietunion.

Today we wanted to leave early for a trip to lake „Issyk Kul“ but it took us a while to get up and it was after noon, when we went to the bus station (how comfortable was it when we still had our green partner) and it was dark already when we reached „Cholpon Ata“ at lake „Issyk Kul“. Here we arrived 30 years back in the Soviet time. The hotel we had selected was described as a resort from the Kyrgyzstan government, which until today hosts conferences with political leaders from many countries. But also regular people can stay there. As regular people we had to wait at the barrier until the soldier got approval to let us in and show us a room in one the buildings in this vast park. What is called resort today was a Soviet sanatorium until 25 years ago and is pretty much unchanged until today. Restaurant was closed and also in the village we could not find one. So we had dinner in our old sanatorium room with stuff, we bought in a market across the street and could imagine how life in former Soviet Union was. 

      

(16. November)

Nachdem wir in unserem „Soviethotel“ aufgewacht sind und gefrühstückt haben, haben wir herausgefunden, dass es als Trainingscamp für Athleten aus Zentralasien genutzt wird. Unter anderem haben wir einige Radfahrer vom Team Astana gesehen. Wir sind durch den Hotelpark mit seinem Strand spaziert und sind danach los gelaufen, um die Sehenswürdigkeit von Cholpon Ata, den Ruh Ordo Park zu erkunden. Es ist eine Anlage am See, die für Tschingis Aitmatov und seine Ideen errichtet wurde. Aitmatov ist der Nationalschriftsteller Kirgisiens, sein bekanntestes Werk „Djamila“ wird oft als die schönste Liebesgeschichte der Welt bezeichnet. Im Park wird mit Kunstwerken, Bildern und Gebäuden versucht, die großen Weltreligionen in Einklang zu bringen, die Wissenschaft zu würdigen und die kirgisische Geschichte und Kunst dazustellen. Für jede der Weltreligionen befindet sich ein kleines, weißes Gebäude im Park, welches innen mit Reliquien und Bildern der Religion ausgestattet ist. Uns hat die friedliche Athmosphäre hier sehr gut gefallen. Später haben wir uns einen Bus gesucht und sind zurück nach Bishkek gefahren. 

We had breakfast in the original Soviet sanatorium dining hall and found out that this is also a training camp for Central Asian athletes as several Team Astana cyclists and other athlets were there. In the hall we saw a wall full of fotos from Khrushchev and other political leaders from Soviet and post Soviet time. Then we looked around the park, the shore and the vessel „Moscow“ that belongs to the resort. Later we went to the „Ruh Ordo“, a beautiful park at the shore, honoring all religions, science and most important leaders of Kyrgyzstan from Manas until today. Mainly it’s honoring C.Aitmatov and his ideas. We were the only visitors there and liked it’s peaceful atmosphere. In the afternoon we took a bus back to Bishkek. 

                                        

 

3 Kommentare

  1. Walter Lettmeier · November 18, 2015

    Danke, abends lese ich euere Beiträge (Abendteuer Roman).,- und schau mir die Bilder an. Alles gute aus dem Guten alten Bayern >

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  2. arnika · November 19, 2015

    Moin , moin Manu und Raphael,
    Carla findet es sehr traurig, dass ihr das gute Auto verkauft habt…ich habe herzlich gelacht über diese Geschichte und mich an den immer schönen Bildern gefreut und der Erzählung, die einen mitnimmt wie ein schöner Fluss – danke Euch !
    Gute Reise noch wünscht Arnika & Co

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    • manuelensinger · November 20, 2015

      Hi Arnika,
      Sag der Carla, dass wir das auch sehr schade finden. Er hat uns so gut überall hin gebracht. Wir hatten aber keine bessere Lösung.
      Weiter viel Spass beim lesen. Manu und Raphael

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